Reflexionsbericht der Jugendwohngemeinschaft Essen-Kray der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe Essen gGmbH
Am Morgen des 13. August machte sich die Gruppe von fünf Mädchen und vier Jungen im Alter zwischen vierzehn und achtzehn Jahren mit zwei Betreuern auf den Weg zum Flughafen Düsseldorf Richtung Hermannstadt, mit Zwischenlandung in München. Die Jugendlichen waren gespannt und etwas aufgeregt, niemand von ihnen war bisher geflogen. Außerdem stellten wir uns die Frage: Was erwartet uns in Rumänien? Wie wird die Reise und der Aufenthalt dort sein? Am späten Nachmittag trafen wir in Hermannstadt ein und wurden mit einem Kleinbus abgeholt. Die Fahrt nach Roadeş dauerte ca. 2,5 Stunden und es war schon dunkel, als wir das Dorf erreichten. Wir wurden freundlich von Karin und Michael willkommen geheißen und natürlich mussten wir uns erst mal den „Bauch vollschlagen“. Wir bezogen die Zimmer und richteten uns ein. Unsere Ziele für die Reise könnte man wie folgt beschreiben:
• Aufbau von Selbstbewusstsein
• Ängste überwinden
• Sich auf etwas Neues einlassen
• Neue Erfahrungen machen
• Entspannung und Freude
• Besseres Verständnis untereinander erlangen
• Gruppenzusammenhalt und –zugehörigkeit stärken
Der Aufenthalt in Roadeş hatte für jeden Einzelnen und die Gruppe insgesamt einen überaus positiven Verlauf gehabt. Das Zusammensein im Tabalugahaus war intensiv, und dieses wurde auch als ein Schutzraum wahrgenommen. Wir waren losgelöst vom Alltagsleben und den daraus resultierenden Verpflichtungen, wie wir es aus Essen kennen. Die Jugendlichen haben sich an diesem Ort sehr wohl gefühlt. Der Wettergott war uns wohlgesonnen, wir hatten viel Sonne, und es war nicht zu heiß gewesen, die Temperaturen waren angenehm. Die urwüchsige Natur der Karpaten hat uns beeindruckt, und wir haben diese intensiv in uns aufnehmen können. Durch verschiedene Ausflüge haben wir die Umgebung von Roadeş erkundet. Unter Anderem waren wir in Schäßburg, Kronstadt und Bran. Ein Highlight war sicherlich die Pferdewagenfahrt in Deutsch-Weißkirch, die uns über mehrere Stunden durch Wald und Wiesen führte. Wir begegneten einem Köhler, der und die Herstellung von Holzkohle erläuterte. Die Jugendlichen hatten die Gelegenheit zu sehen, wie Ziegel gebrannt wurden. Gefreut haben wir uns über den Besuch von Peter Maffay und seiner Familie. Tanja, Peters Frau, erzählte uns dann, dass sie auch von „umme Ecke“, aus Dorsten, käme und ihr Vater in Essen gearbeitet hatte. Die Jugendlichen waren beeindruckt und „geschockt“ von der Armut und der Lebenswelt der Dorfbewohner, wir haben viel darüber diskutiert. Besonders die Kinder taten ihnen leid und sie bemerkten, wie gut sie es doch in Deutschland hätten. Tja, und unsere wirklichen Stars waren Kater Moritz und die Hunde Carlos und Cora, sie haben uns viele vergnügliche Momente bereitet. Wir hätten sie am liebsten mit nach Deutschland genommen. Die Abende auf dem Pfarrhof wurden von den Jugendlichen als die schönsten Augenblicke empfunden, wenn Ruhe eingekehrt war und die Dunkelheit und das Lagerfeuer eine besondere Atmosphäre verbreiteten. Die Jugendlichen haben die spielerischen Angebote (Tischtennis, Ball- und Gesellschaftsspiele) intensiv genutzt. Es gab viel Kommunikation untereinander, auch über bewegende und persönliche Themen, es war viel Offenheit vorhanden. Die auftretenden Konflikte konnten wir einvernehmlich lösen. So nehmen wir unvergessliche Eindrücke und wichtige Erfahrungen mit nach Hause und haben sehr herzlich zu danken für die Gastfreundschaft von Karin und Michael, die uns so überaus freundlich begegnet waren. Und Dank an die Tabaluga-Stiftung, dass sie es uns ermöglicht hat, dieses schöne Fleckchen Erde kennengelernt zu haben.
Wir wünschen dem Projekt in Radeln weiterhin viel Erfolg.
Für das Jahr 2015 haben wir uns erneut für einen Aufenthalt in Roadeş beworben.
Ein herzliches „Glück Auf“ aus Essen, la revedere,
Manfred Quellmann
Martin Kuhn