Der Ort Roadeş (deutsch: Radeln), ein Ortsteil der Hauptgemeinde Buneşti (Bodendorf), liegt mitten im rumänischen Transsilvanien zwischen Sibiu (Hermannstadt) und Brașov (Kronstadt), circa 35 Kilometer von Sighişoara (Schäßburg) entfernt. Das ehemals von den Siebenbürger Sachsen bewohnte stolze Dorf hat durch Abwanderung, Arbeitslosigkeit, Armut und unzureichende Infrastruktur stark gelitten. Gleichzeitig sind offenkundige Potenziale wie die landschaftliche Lage, die weitestgehend erhaltene malerische Architektur und die unverfälschte Natur praktisch ungenutzt.
In diesem Kontext will die Peter Maffay Stiftung mit dem Betrieb des therapeutischen Tabalugahauses und den damit verbundenen Projekten ein Signal für den Aufbruch setzen. Es gilt, die infrastrukturellen Mängel zu beseitigen und Bedingungen zu schaffen, in denen Einheimische und Gäste, Kinder und Erwachsene unterschiedlicher Nationalitäten, Ethnien und Religionen offen und interessiert aufeinander zugehen können.
Mit verschiedenen Projektpartnern (Martine & Bertram Pohl Foundation, RuKu Stiftung, BayWa Stiftung, Volkswagen, TEILEn e.V., CARAT Unternehmensgruppe, Deutsches Handwerk Hilft, Professor Hans Georg Näder, Geschäftsführender Gesellschafter der Ottobock Firmengruppe, und vielen mehr) wurden in den Häusern des Ortes Angebote entwickelt, die den Kindern und Jugendlichen des Kinderhauses, aber auch der dort lebenden Bevölkerung dienen. Bereits fertiggestellt wurden das Tabalugahaus, ein Erlebnisbauernhof, eine stiftungseigene Werkstatt, ein Ärztehaus, das Tabaluga Gästehaus, ein Unterkunftsgebäude für Handwerker und freiwillige Helfer, eine Sport- und Mehrzweckhalle sowie der Kultursaal.
Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern Michael Schmidt bzw. Michael Schmidt Stiftung Crit (Deutsch-Kreuz), Caroline Fernolend Viscri (Deutsch-Weißkirch), dem Bürgermeister von Buneşti (Bodendorf), Mircea Pãlãsan, und Vertretern aus Meşendorf (Meschendorf) initiierte die Peter Maffay Stiftung die Kulturwoche Haferland, die seit 2013 einmal jährlich im August stattfindet. Mit ihr soll die Schönheit und Vielfalt der Region um Radeln hervorgehoben und an altes Kulturgut, Bräuche und Handwerk erinnert werden.
Außerdem wurde im Sommer 2019 eine Teilstrecke der „Via Transilvanica“, die durch Radeln führt, offiziell eingeweiht werden. Das ehrgeizige Projekt wurde 2018 durch die gemeinnützige Organisation Asociatia Tăşuleasa Social gestartet. Die Via Transilvanica, ein Wanderweg, nach dem Vorbild berühmter Pilgerstraßen, soll einmal quer durch Rumänien ziehen und dabei zehn Regierungsbezirke verbinden.
Die Gemeinde Bodendorf konnte die Projekte Asphaltierung der Ortverbindungstraße sowie eine flächendeckende Trinkwasserversorgung in Radeln abschließen. Durch Unterstützung der Trinkwasserpaten konnte die Stiftung im Sommer 2017 das letzte noch fehlende Haus an das neu erstellte Trinkwassernetz der Gemeinde Bodendorf angeschlossen werden.
Einzig das Projekt Abwasserentsorgung des Dorfes der Gemeinde steht noch aus.
Einen weiteren Mosaikstein im Gesamtkonzept bildet das neu entstandene Begegnungshaus, das im Sommer 2019 seiner Bestimmung übergeben wurde. Vorangegangen war eine längere Umbauphase, ein Teil der alten Gutsscheune wurde fast vollständig entkernt und im Inneren komplett neu gestaltet. Nur so konnte der Spagat gelingen, zum einen die ursprüngliche Holz-Fassade zu erhalten, die sich perfekt in die Gebäudestruktur integriert, und zum anderen eine Reihe von modernen, praktischen und optisch ansprechenden Räumlichkeiten zu schaffen, die eine Vielzahl von Aktivitäten ermöglichen.
Die imposante Höhe von knapp 10 Metern, die bewusst beibehalten wurde, verleiht dem großzügigen Innenraum eine ganz besondere Atmosphäre. Mitten in der großen Halle ragt ein mit indianischen Symbolen geschmückter Baum empor, über dem Eingangstor hängt ein Bisonkopf – alles in Anlehnung an das Projekt „Begegnungen – Eine Allianz für Kinder“ aus 2006, das Peter Maffay & Band unter anderem zu den Lakota-Indianern nach South Dakota führte und das wie kaum ein anderes Maffay-Projekt für Völkerverständigung und Toleranz steht.
Über eine offene Treppe gelangt man von der Haupthalle hinauf zur Galerie mit Kleinkunstbühne, die sich hervorragend für Lesungen, kleine Konzerte und andere kulturelle Events eignet. Im Erdgeschoss befindet sich neben behindertengerechten Sanitäranlagen auch eine große Lehrküche, in der in unregelmäßigen Abständen Kochkurse und –workshops für Schulklassen, Kindergärten, Senioren und interkulturelle Gruppen stattfinden – und natürlich für die Kinder und Jugendlichen, die im Tabalugahaus zu Gast sind.
So soll Lernstoff, beispielsweise zum Thema ausgewogene Ernährung oder ökologisch bewusstes Handeln, in einer Weise vermittelt werden, wie es im Schulalltag oft nicht möglich ist. Inklusion, Freundschaft, Toleranz und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur sind Werte der Marke Tabaluga, die sich auch im Begegnungshaus mit all seinen Aktivitäten wiederfinden sollen. Wenn sich dort immer wieder Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, Nationalitäten und Religionen begegnen und offen füreinander sind, dann erfüllt das Begegnungshaus seinen wahren Zweck.
„Ein Signal für den Aufbruch.“
(Peter Maffay)